Die Wellentoleranz ist ein entscheidender Faktor für die ordnungsgemäße Funktion und Langlebigkeit von Gleitringdichtungen. Um die richtige Wellentoleranz sicherzustellen, müssen verschiedene Aspekte wie typische Werte, Normen, Oberflächenbeschaffenheit, Materialien, Ausrichtung und Passungsarten berücksichtigt werden.
In diesem Artikel werden die wichtigsten Konzepte im Zusammenhang mit der Wellentoleranz für Gleitringdichtungen behandelt. Es werden Industrienormen, toleranzbeeinflussende Faktoren und die Unterschiede zwischen Spiel- und Presspassungen untersucht. Damit wird ein umfassender Leitfaden für Fachleute bereitgestellt, die mit diesen Komponenten arbeiten.
Was sind Wellentoleranzen?
Wellentoleranzen beziehen sich auf die zulässigen Abweichungen in den Abmessungen einer Welle, insbesondere in ihrem Durchmesser. Diese Maßtoleranzen sind wichtig, um die richtige Passform, Funktion und Leistung von Gleitringdichtungen und andere Komponenten, die mit der Welle interagieren.
Toleranzen werden normalerweise als Bereich angegeben, z. B. +/- 0,001 Zoll oder +/- 0,025 mm, und geben die zulässige Abweichung vom nominalen oder idealen Wellendurchmesser an. Engere Toleranzen führen zu präziseren Passungen zwischen der Welle und den Gegenstücken, während lockerere Toleranzen eine größere Variabilität ermöglichen.
Typische Werte und Standards
Nennwellendurchmesser (mm) | Toleranz (mm) |
---|---|
0 bis 18 | +0,000 bis -0,011 |
18 bis 30 | +0,000 bis -0,013 |
30 bis 50 | +0,000 bis -0,016 |
50 bis 80 | +0,000 bis -0,019 |
80 bis 120 | +0,000 bis -0,022 |
120 bis 180 | +0,000 bis -0,025 |
Hinweis: Diese Werte dienen nur als Referenz und können je nach spezifischen Standards und Anwendungen variieren.
Was ist Oberflächenbeschaffenheit?
Die Oberflächenbeschaffenheit, auch Oberflächenrauheit genannt, bezieht sich auf die Eigenschaften der Oberflächenstruktur der Welle. Sie ist ein Maß für die mikroskopischen Unregelmäßigkeiten, Grate und Täler auf der Oberfläche der Welle.
Die Oberflächengüte wird anhand verschiedener Parameter quantifiziert, wie Ra (arithmetischer Rauheitsdurchschnitt), Rz (durchschnittliche maximale Höhe des Profils) und Rmax (maximale individuelle Rautiefe). Diese Parameter werden üblicherweise in Mikrometern (μm) oder Mikrozoll (μin) ausgedrückt.
Die erforderliche Oberflächenbeschaffenheit einer Welle hängt von der jeweiligen Anwendung und der Art der verwendeten Gleitringdichtung ab. Generell sind glattere Oberflächenbeschaffenheiten für Anwendungen mit Gleitringdichtungen wünschenswert, da sie eine bessere Dichtleistung ermöglichen und den Verschleiß der Dichtungskomponenten verringern.
Übliche Oberflächengütewerte für Wellen, die mit Gleitringdichtungen verwendet werden, liegen zwischen 0,4 und 0,8 μm Ra (16 bis 32 μin Ra). Einige Anwendungen erfordern jedoch möglicherweise noch glattere Oberflächen wie 0,2 μm Ra (8 μin Ra) oder besser, um eine optimale Dichtleistung und Langlebigkeit sicherzustellen.
Zum Erreichen der gewünschten Oberflächengüte sind geeignete Wellenherstellungsverfahren wie Drehen, Schleifen oder Polieren sowie die Einhaltung der angegebenen Oberflächengüteanforderungen bei den Qualitätskontrollprüfungen erforderlich.
Faktoren, die die Wellentoleranz beeinflussen
Material
Das Material der Welle hat direkte Auswirkungen auf die erreichbare Toleranz. Unterschiedliche Materialien weisen unterschiedliche Bearbeitbarkeit, Wärmeausdehnungskoeffizienten und Härteeigenschaften auf. Beispielsweise können Edelstahlwellen im Vergleich zu Kunststoffwellen aufgrund ihrer höheren Dimensionsstabilität und geringeren Wärmeausdehnung mit engeren Toleranzen bearbeitet werden.
Die Materialauswahl beeinflusst auch die Verschleißfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Verformungsbeständigkeit der Welle unter Last. Diese Faktoren müssen bei der Festlegung der Wellentoleranzen berücksichtigt werden, um die ordnungsgemäße Funktionalität und Langlebigkeit der Gleitringdichtung sicherzustellen.
Wellenausrichtung und Rundlauf
Eine Fehlausrichtung oder ein übermäßiger Rundlauf können zu ungleichmäßigem Verschleiß an der Welle und den Dichtungsflächen führen und so einen vorzeitigen Ausfall zur Folge haben.
Die Wellenausrichtung bezieht sich auf die Konzentrizität zwischen der Welle und der Dichtungskammer. Sie stellt sicher, dass die Welle richtig in der Dichtung zentriert ist, wodurch die radialen Belastungen der Dichtungsflächen minimiert werden. Die richtige Ausrichtung wird normalerweise durch präzise Bearbeitungs- und Installationsverfahren erreicht.
Unter Rundlauf versteht man dagegen die Abweichung der Welle von ihrer wahren Mittellinie während der Rotation. Übermäßiger Rundlauf kann zu Schwingungen der Dichtungsflächen führen, was zu erhöhtem Verschleiß und Leckagen führt. Rundlauf kann minimiert werden, indem die Wellengeradheit, das Gleichgewicht und die Stützlager richtig eingehalten werden.
Arten von Passungen
Die Passung zwischen der Welle und den Gleitringdichtungskomponenten ist ein weiterer kritischer Faktor zur Einhaltung der gewünschten Wellentoleranz. Die beiden wichtigsten Passungsarten sind Spielpassungen und Presspassungen.
Spielpassungen
Spielpassungen ermöglichen einen kleinen Spalt zwischen der Welle und dem Gegenstück, wie z. B. der Dichtungshülse oder der Stopfbuchse. Diese Passungsart gleicht kleinere Wellenunregelmäßigkeiten und Wärmeausdehnungen aus, ohne die Bauteile übermäßig zu belasten.
Spielpassungen werden normalerweise dann verwendet, wenn eine einfache Montage und Demontage erforderlich ist oder wenn die Wellen- und Dichtungskomponenten aus Materialien mit unterschiedlichen Wärmeausdehnungsraten bestehen. Ein zu großes Spiel kann jedoch zu einer Bewegung der Dichtung und zu Undichtigkeiten führen.
Presspassungen
Bei Interferenzpassungen, auch Presspassungen genannt, handelt es sich um ein etwas größeres Gegenstück als den Wellendurchmesser. Dadurch entsteht eine feste, reibungsbasierte Verbindung zwischen Welle und Bauteil.
Presspassungen werden verwendet, wenn eine starre, unbewegliche Verbindung zwischen Welle und Dichtungskomponenten erforderlich ist. Diese Art der Passung minimiert die Relativbewegung und gewährleistet die Konzentrizität zwischen den Teilen.
Allerdings können Presspassungen hohe Spannungen in den Komponenten verursachen und können spezielle Montage- und Demontageverfahren erfordern. Der Grad der Pressung muss basierend auf den Materialien, Temperaturen und Betriebsbedingungen sorgfältig berechnet werden, um Schäden an der Welle oder den Dichtungskomponenten zu vermeiden.